Vom Kantonsrat Luzern lernen?

Können wir in Zürich etwas lernen vom Kantonsrat Luzern? Natürlich! 

Jedes Parlament hat seine Eigenheiten und Besonderheiten. Wer sich im Land umschaut, merkt bald, dass sich die Dinge anders machen lassen. Selbstverständlich darf man sich davon inspirieren lassen.

Nachdem uns letztes Jahr eine Delegation aus Luzern in Zürich besucht hat, stand am Dienstag (13. Mai 2025) der Gegenbesuch an. 

Solche Treffen haben eine lange Tradition in der Schweiz. Sie dienen der gegenseitigen Verständigung, ermöglichen neue Einblicke und schaffen Verständnis für andere Landesgegenden.

Lustigerweise haben einige der 120 Kantonsratsmitglieder den Besuch aus Zürich gleich in ihre Reden einbezogen – zur Verdichtung, zum Cyberstalking und sogar zum pünktlichen Beenden der Sitzung um 12 Uhr: Schliesslich wollen die Gäste zum Mittagessen.

Wir verfolgten auf der Besuchertribüne die Ratsdebatte. Was ist mir besonders aufgefallen?

  • Die Redezeiten sind kürzer als in Zürich. In der Regel sind 3 Minuten erlaubt. Das führt zu kurzen und prägnanten Voten. Zudem sind kurze Repliken (“so 20-30 Sekunden”) erlaubt, was den direkten Schlagabtausch ermöglicht. Der Kontrast zu langwierigen “Grundsatzdebatten” im Zürcher Kantonsrat mit oft gewundenen Reden von sieben, acht oder neun Minuten war augenfällig.
  • Bei schriftlichen Anfragen müssen die Antragsteller erklären, ob sie mit der Antwort der Regierung zufrieden, teilweise zufrieden oder nicht zufrieden sind. Sie haben zudem die Möglichkeit, eine Diskussion zu verlangen. So entstehen aus parlamentarischen Anfragen Ratsdebatten zu aktuellen Themen.
  • Die Sprache ist nicht geregelt. Manche sprechen deshalb Hochdeutsch, manche Dialekt. Manche scheinen mal so, mal so zu sprechen. Das war ungewohnt, aber auch erfrischend.

Ein grosser Dank geht an den Kantonsratspräsidenten Ferdinand Zehnder und die Vizepräsidentin Gisela Widmer für die Gastfreundschaft!

Persönlich verbindet mich übrigens einiges mit dem Kanton Luzern. Meine Mutter ist im Luzerner Hinterland aufgewachsen. Regelmässig sind wir in meiner Kindheit nach Gettnau gefahren und haben dort in ihrem Elternhaus übernachtet. Am Sonntag ging es zur Messe und danach zum Sonntagsbraten.

Die Kirche war damals noch voll und politisch waren die Verhältnisse klar: Die Katholisch-Konservativen bzw. CVP und die Liberalen bzw. FDP waren an der Macht. Mittlerweile ist die Gesellschaft und damit auch die Politik vielfältiger geworden: Im Kantonsrat sind auch SVP, SP, Grüne und Grünliberale vertreten.

Nach dem Mittagessen gab es auf dem Weg zum KKL einen kleinen “politischen Stadtspaziergang” und zum Abschluss einen Rundgang im eindrücklichen KKL – einem wahren Juwel und zurecht ein grosser Stolz von Stadt und Kanton Luzern.